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Henri Leconte NYC & US Open

(Sir) Roger Federer

 

Heute spreche ich über Roger Federer, den Mann der alle Rekorde hält. 17 Grand Slam Titel zählen zu seiner sehr langen Liste der Erfolge ... Klasse!

 

Dieser außergewöhnliche Spieler mit seinem beeindruckenden Talent, der Tennis Traum, den jeder gerne kopieren möchte. Er hat einen einzigartigen Stil, unverwechselbar. Sein Spiel ist schön und wundervoll anzuschauen. Man hat den Eindruck, dass er sein bestes Tennis spielt und es ist schrecklich, wenn er dann ganz einfache Bälle verschlägt.

 

Roger ist ein außergewöhnlicher Spieler, nicht nur alleine wegen seines Spiels, auch wegen seiner Ausstrahlung und Aura.

 

Nie ein böses Wort, immer respektvoll dem Konkurrenten gegenüber, auch in schwierigen Phasen. Ich habe ihn noch nie in einem Spiel wütend gesehen, oder er hat es sehr gut versteckt. Das ist seine Stärke und es war seine Stärke, die ihn jetzt bei den US Open verließ.

 

Roger ist einfach nur Weltklasse, wie er sich auf dem Court bewegt, einfach fabelhaft, seine Outfits immer akkurat, ein absoluter Traum.

 

Also, wenn Herr Roger Federer ein Spiel verliert oder nicht so gut spielt, dann hört man jetzt Stimmen, dass seine Karriere zu Ende geht oder er zu alt wäre. Da vergisst man schnell, was er im Laufe seiner Karriere an Gigantischem erreicht hat. Im Übrigen sprechen wir hier über die aktuelle Nr. 7 der ATP-Weltrangliste! 

 

Das Verhalten und die Kommentare ihm gegenüber sind respektlos und sehr unfair. Das Problem ist, dass alle daran gewöhnt sind, dass er immer gewinnt. Wenn er nicht gewinnt, was mehr als nur normal ist, kommt Kritik von denen, die vorher beteten, er möge gewinnen.

 

Roger Federer ist ein unglaublicher Spieler mit seinen ganz normalen Problemen, entweder physischer oder psychischer Natur. Er ist wie Du und ich bis auf den einen Unterschied: ER ist ein ganz großer Champion.

 

Es ist ein Traum, wenn er auf den Platz kommt. Er bleibt in unseren Erinnerungen, als derjenige, der verschiedene Tennis-Schläge perfektioniert hat. Er nimmt z.B. den Ball volley mit Leichtigkeit oder spielt den Ball durch die Beine. Alles scheint für ihn einfach zu sein. 

 

Respektieren wir Roger Federer für all seine Arbeit und Opfer. Wir haben es ihm zu verdanken, dass Tennis noch beliebter und fesselnder wurde – eine neue Dimension im Tennis.

 

Ein weiterer, unglaublicher Spieler: Rafael Nadal. Was für verrückte Spiele erlebten wir Mitte 2000. Roland Garros und Wimbledon – welch unglaubliche Matches zwischen den beiden durften wir erleben.

 

Ich kann und will es mir nicht vorstellen, dass Roger so aufhören wird. Dieses Jahr ist definitiv die schlechteste Saison für ihn. Er wird reagieren, es kann so nicht bleiben. Ich habe enormes Vertrauen in ihn.

 

Sein Traum ist es, bei den nächsten Olympischen Spielen dabei zu sein, vom Davis Cup ganz zu schweigen. 

 

Roger, sei nicht betrübt, bitte tue Dir einen Gefallen und schlag zurück. Du musst Dir nichts mehr beweisen, höre nicht auf diese Idioten, die sagen, dass Du am Ende wärst.

 

Du bist der Beste in der Welt – mit allem Respekt auch für Novak, Rafa, Andy und die anderen.

 

Wir glauben an Dich.

 

Go Roger!

 

 

 








Henri Leconte NYC & US Open

Medien

 

Laßt uns über die Medien sprechen, ihre Artikel und wie sie ihre Tage während des Turniers verbringen, aber auch wie ich das empfinde.

 

Sportjournalist zu sein ist ein Job, den ich entdecke und dies schien mir viel einfacher zu sein, als ich selbst noch ATP Spieler war. Aber der Job als Sportjournalist/Moderator/ Kommentator für Eurosport entpuppt sich anders, nicht ganz so einfach und angenehm wie ich es mir dachte.

 

Außenstehende können sich kaum vorstellen, wie viele Schwierigkeiten es bereitet und vor allem wie viel Arbeit es ist, Print, Radio oder TV zu machen. Und dann noch die Reaktionen der Spezialisten in diesem Sport. Ein Beispiel: Kurz vor Ende eines Spiels: Daniel Benedict, Journalist/Moderator von Eurosport, musste das Interview mit Gael Monfils auf dem Platz abkürzen, um noch rechtzeitig zur Sendung ‚Avantage Leconte’ zu kommen.

 

Da sind vorab Interviewanfragen zu TV-Sendungen. Man muss die Genehmigung für die Spieler und Spielerinnen von ATP und WTA einholen, idealerweise eine schnelle Einigung erzielen, damit alles klappt usw. Gar nicht so einfach, weil es auch auf den Willen und die Stimmung der Spieler ankommt.

 

Für Hörfunk-Journalisten ist es etwas einfacher. Aber auch die machen einen tollen Job und sind voll im Stress während der US Open. Man wartet sehr viel. Auf Pressekonferenzen, um Fragen zu stellen und alles zu notieren und dann in die Redaktion zu gehen und zu senden.

 

Ihr müsst Euch das so vorstellen. Endet ein Spiel wieder spät in der Nacht, wartet jeder auf die nachfolgende Pressekonferenz. Dann fängt der Job wieder an. Artikel müssen geschrieben werden, Sendungen vorbereitet und produziert werden ...

 

Dazu kommt die Befragung der Trainer oder Interviews mit Legenden wie mir in Bezug auf die französischen Spieler. Das genieße ich, sehe mir die Spiele an und analysiere sie, versuche die Strategie zu erkennen. Möglichst gerecht und natürlich so objektiv wie möglich. Auch nicht ganz einfach!

 

Für die Kollegen der Presse ist der Job viel gefährlicher. Insbesondere bei einer Pressekonferenz, wo Reporter Fragen stellen, man Notizen schreiben muss, andere nehmen die Konferenz auf Tonband auf, um danach ihre Artikel zu erarbeiten. Was für eine großartige Leidenschaft.

 

Ich habe größten Respekt und das Glück, hier in der Redaktion und im Medienzentrum zu sein. Ich sage nur: Gut gemacht Leute!

 

Es ist wahr, dass ich während meiner ATP Karriere zu Euch Journalisten nicht immer nett war. Aber zumindest hattet Ihr auch viel Spaß mit mir. Nun all das zu machen, was ich gemacht habe, ist komplizierter. Heute sagt jeder das gleiche.

 

Ich verstehe jetzt Eure Situation viel besser. Vielen Dank, dass ich hier bei Euch sein darf.

 

Wir sehen uns

 

 

 




Henri Leconte NYC & US Open

Hühnchensandwich

 

New York City, die Stadt, die niemals schläft, die unglaublichste Stadt der Welt! Einige von Euch denken bestimmt, dass ich als Moderator und Kommentator jeden Abend in den besten Restaurants und Clubs unterwegs bin. Nein, so ist es nicht, leider, das fehlt mir schon .

 

Eine Stadt, der es an nichts mangelt, Restaurants, Bars, Kabaretts und vor allem Clubs. Aber auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, meine Tage sind voll ausgefüllt bis zum Ende des Turniers.

 

Die Tage sind sehr lang, insbesondere wegen den Vorbereitungen und TV Übertragungen für meine Show auf Eurosport. Zudem kommentiere ich mit meinem Freund Bertrand Millard die letzten Spiele des Abends.

 

Da es in den letzten Tagen wegen des Wetters mehr Nachtspiele gab, wurde es immer sehr spät. 

 

Hier in Flushing Meadows gibt es Flutlicht und viele Spiele enden erst um 1 Uhr nachts. Manchmal auch noch viel später, wie etwa die gestrige Partie Lleyton Hewitt gegen Juan-Martin Del Potro.

 

Nach den Spielen breche ich sofort auf, um mit Bertrand den letzten Bus nach Manhattan zu bekommen. Wir reden dann auf der Fahrt noch über die Ergebnisse. Oft ist aber das wichtigste Thema, noch irgendwo einen Happen zu essen zu bekommen. Etwa dreißig Minuten später sind wir dann auf der 42ten Straße, so gegen 1:30 Uhr. Oft lauf ich dann zu Fuß zurück zu meinem Hotel zwischen der 36. Straße und 5th Avenue. Die ganze Zeit denk ich an was zu essen, da ich total ausgehungert bin!

 

Als ich an der Grand Central Station vorbeigehe, sehe ich eine Gruppe von Menschen vor einem Stand auf Rädern. Das gibt es hier sehr oft, die berühmten rollenden Restaurants, wie sie derzeit auch in Paris eingeführt werden. Und da riecht es gut! Gegrilltes Fleisch, Huhn, Gemüse, Zwiebeln ... Stehen viele Menschen an ist es in der Regel ein Zeichen von guter Qualität zu gutem Preis. 

 

Meist frage ich die Leute in der Schlange nach Ihrer Meinung und dann denke ich über meinen verrückten Tag nach und was mich morgen wohl erwartet. Ich bestelle, bin am Verhungern, gehe in mein Hotel und genieße dieses Hähnchensandwich, das so lecker ist wie Tournedos Rossini! Ich komme ins Hotel, es ist mittlerweile 2 Uhr nachts, habe Schüttelfrost :-) und falle vor lauter Erschöpfung in mein King Size Bett!

 

Das sind meine verrückten Nächte in NYC. Ich hoffe immer noch, dass sich das noch ändern wird. Mal in ein Restaurant setzen mit ein paar Freunden. Denkt ja nicht, dass ich im Urlaub bin, ruhige Tage genieße, in den Straßen von New York und den Parks rumlaufe und ein paar Tennisspiele ansehe. Nun, das Leben des Modertors hat zusätzliche Anforderungen und erfordert viel Zeit.

 

Als ich selbst aktiver Spieler auf der ATP Tour war hatte ich seltsamerweise viel mehr Zeit für mich, Zeit zum Abendessen mit meiner Frau, meinen Kinder und meinen Freunden.

 

Das sind sie, meine verrückten Nächte in New York und nach meinem Hähnchensandwich werde wie ein Baby schlafen!

 

Bis morgen!

 



Henri Leconte NYC & US Open

Ameisen

 

Heute blicken wir einmal hinter die Kulissen eines der renommiertesten Turniere. Das letzte Grand Slam-Turnier der Saison ist vergleichbar mit einem Ameisenhaufen, überall wimmelt es von Menschen, ob im Stadium, Backstage oder auf den anderen Plätzen. Da ist viel los wie auf den Straßen von New York. Und überall sind Sicherheitsmänner unterwegs. Wenn man Backstage auf die Toilette geht wird man nach dem Ausweis gefragt und die Tasche wird durchsucht. Die USA nehmen es sehr ernst mit der Sicherheit, besonders bei einer Veranstaltung mit so vielen Menschen.

 

Hinter den Kulissen arbeiten sehr viele Menschen. Es ist der Bereich, der für die Spieler und die Presse reserviert ist. Hier arbeiten Leute, die in die Umkleideräume Handtücher und Getränke liefern, Reinigungsdienste, Schiedsrichter, Ballkinder ... Unglaublich, wie viele Paletten Wasser und Energy-Drinks jede Stunde gebracht werden.

 

Die Leute denken, dass es hinter den Kulissen, "im Inneren" riesig ist. Das stimmt allerdings ganz und gar nicht. Der Platz für die Spieler, Trainer und Begleitpersonen sowie uns von Presse/Medien ist echt viel zu klein. Die Players Lounge, der Raum für die Spieler, ist auch viel zu klein, vor allem wenn es regnet wie heute!

 

Wo wir Journalisten, Berater, Kameraleute essen, ist ein Witz. Zum Glück haben wir eine Terrasse. Wenn das Wetter schön ist, okay. Und ich spreche nicht über das Essen, das ist der Wahnsinn. Seit 8 Tagen esse ich Salat wie ein Häschen, es macht mich verrückt.

 

Auch die Spieler haben eine Terrasse zum Entspannen, die ist groß genug. Dort machen wir die meisten unserer TV-Interviews. Da ist es echt gemütlich.

 

Gestern konnte ich Novak Djokovic und Rafael Nadal sehen und machte ein Interview mit Richard Gasquet nach seinem Sieg. Er war sehr entspannt, hatte gute Laune und glücklich, in vier Sätzen gewonnen zu haben. Sehr gut!

 

Ein weiterer, einzigartiger Ort ist der Platz, an dem Schläger bespannt werden. Er befindet sich neben dem Spielerbüro, Schiedsrichterbüro, Reservierungsteam.

 

Also bei den anderen Grand Slam-Turnieren z.B. in Roland Garros ist das alles viel besser. Aber auch wenn hier alles viel kleiner ist, man fühlt sich trotzdem daheim!

 

So viel für heute

 



Henri Leconte NYC & US Open

Rüschenhöschen

 

Laßt uns über Mode sprechen. Mode auf dem Tennisplatz, die sich in den letzten Jahren enorm weiter entwickelt hat.

 

Ich erinnere mich an meine Anfänge in Roland Garros in den späten 70er Jahren. Es wäre undenkbar gewesen, etwas anderes als "Weiß" auf dem Platz zu tragen. Ich denke an kurze Shorts für Männer und die Tenniskleider der Frauen mit kleinen Spitzenhöschen drunter. Zu dieser Zeit war das schon sehr sexy :-)

 

Herrenshorts waren sehr knapp in der Länge wie bei den Fußballspielern damals, und das weibliche Publikum freute sich besonders, wenn Yannick Noah spielte.

 

Sie schrien von der Tribüne: "Lauf Yannick!" Und Yannick zog die Short noch höher um sie zu provozieren, aber auch, um sich freier bewegen zu können. Der Schnitt der Hose war nämlich nicht der bequemste. Ich hatte das gleiche Problem und musste sogar noch den Gürtel enger schnallen, damit meine Shorts passte. In diesen Shorts Tennis zu spielen war nicht einfach, aber so war die Zeit und es hat uns nicht daran gehindert, wunderbare Matches zu spielen und zu gewinnen.

 

Auch die Qualität der Shirts ... Nach einem anstrengenden Satz triefte mein Shirt vor Schweiß und muss so um die 15 Kilo gewogen haben :-)

 

Zu 80% war die Bekleidung weiß. Ich erinnere mich an eine Anekdote in Roland Garros. Ein Davis Cup-Spiel Frankreich gegen Rumänien, ich denke es war 1978, Ilie Nastase gegen Francis Jauffret. Francis hält übrigens den Rekord im französischen Davis Cup Team: 35 Einsätze zwischen 1964 und 1978! 

 

Ilie Nastase kam an diesem Tag in einem total verrückten Outfit auf den Platz. Halten Sie sich fest … Vorsicht: Rote Shorts, rote Socken und der Brüller war das T-Shirt in den rumänischen Farben (blau, gelb, rot)! Ich kann Ihnen sagen, das sorgte damals für einen großen Aufschrei.

 

Heute hat sich bei den Männern in puncto Outfit wirklich alles verändert. Die Ausrüster haben enorme Fortschritte bei den Materialien gemacht, um sie flexibler und vor allem leichter zu machen. Es gibt dennoch noch einige Hersteller, die weiterhin große Shirts produzieren und die Shorts sehr lang machen. Und, es ist wahr, dass bestimmte Outfits untragbar sind wie etwa das derzeit angesagte Neon. Einige Spieler könnten so auf der Autobahn arbeiten. Sie kennen die kleinen Figuren, die die Fahne schwenken in einer Gefahrenzone oder die Arbeiter, die nachts schuften. Wir könnten so nachts spielen ohne Licht, wer weiß, eventuell ein neues Konzept? :-) Ich finde das super!

 

Die Tennismode in den 80er Jahren war meist weiß, sehr klassisch und weit weniger sexy als heute. Einige trugen klassische Shirts, andere trugen Kleider. Mit Ausnahme von Chris Evert, die immer eine unglaubliche Klasse besaß. Sie trug eine kleine, weiße Bluse, ein weißes Röckchen und Rüschen-Höschen darunter, die man beim Aufschlag sah! Ich liebte es, wie das Fernsehen ständig die Rüschen zeigte!

 

Die wirkliche Veränderung in der Tennismode passierte Anfang 2000. Die Spielerinnen kleiden sich seitdem viel weiblicher und verlangten von ihren Sponsoren körperbetonte Outfits mit neuen Materialien zu produzieren.

 

Ich für meinen Teil denke, es ist super und sexy. Das Publikum liebt es, warum sich also verstecken :-)?

 

A tout à l'heure!

 
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